Hans SCHAFRANEK / Johannes TUCHEL (Hrsg.): Krieg im Äther. Widerstand und Spionage im Zweiten Weltkrieg. Picus-Verlag, Wien 2004, 367 Seiten (Hardcover). ISBN 3-85452-470-6. € 26,90
Spionage und Gegenspionage im Zweiten Weltkrieg gehören zu den schillerndsten Aspekten des Widerstands. Aus unterschiedlichen Perspektiven widmen sich die im vorliegenden Band versammelten Beiträge den kontroversiellen Fragen zu diesem Umfeld. So thematisieren und problematisieren sie die Zusammenarbeit von Widerstandsgruppen mit den Alliierten und geben dabei gleichzeitig konkreten Einblick in geheimdienstliche Operationen, wie sie in Funkspielen und deren Unterwanderung durch Nazideutschland vorherrschten.
MEDIENECHO
„Einen ersten Überblick über Funkspionage und Widerstand gegen das ‚Dritte Reich’ gibt dieser Sammelband. Er beleuchtet erstmals ausführlich die deutschen Fallschirmagenten, die von der Sowjetunion in ihre Heimat zurückgeschickt wurden, und die Gegenmaßnahmen der Gestapo, die so genannten Funkspiele. Eine sehr spannende, bislang unterbelichtete Facette des Widerstandes gegen Hitler.“
Sven Felix Kellerhoff, Die WELT, 21.8.2004; Berliner Morgenpost, 30.8.2004
„Anhand der hier vorgelegten Beiträge wird deutlich, dass gravierende Fehleinschätzungen, die Verletzung von elementarsten Regeln der Konspiration, eine bedenkenlose Opferung der im Hinterland des Feindes operierenden Agenten keineswegs nur den sowjetischen Auftraggebern anzulasten sind. Auch die SOE arbeitete teilweise sehr unprofessionell, und die äußerst mangelhafte Vorbereitung von Geheimunternehmen – speziell in den Niederlanden – führte zu katastrophalen Fehlschlägen (….) Die zeitgeschichtliche Bedeutung des Buches ergibt sich aus dem Zusammenbruch der DDR und der Öffnung der dortigen Archive (….). Mit überprüfbaren Quellen und Informationen wird versucht, das verzerrte Bild der Spionage sachlich und wissenschaftlich zu untersuchen“.
Michael Günther, Rheinischer Merkur, Nr. 31, 29.7.2004
„Besonders lesenswert ist der Beitrag von Hans Schafranek über das Unternehmen ‚Nordpol’ (auch bekannt als ‚Englandspiel’), mit dem die deutsche Abwehr in den besetzten Niederlanden angeblich im Namen niederländischer, für das Vereinigte Königreich arbeitender Funk- und Fallschirmagenten einen ‚Dialog’ mit der britischen Seite führte, um durch Folter, List und Täuschung die Preisgabe weiterer Agenten zu ermitteln. Diese Methode war in den Jahren 1942–1944 durchaus erfolgreich, wobei die sträfliche Nachlässigkeit der britischen Seite viele der mit ihr zusammenarbeitenden niederländischen Akteure der Gestapo in die Arme trieb. Von 72 Namen, die Schafranek hier auflistet, überlebten nur elf den Krieg; ein Agent verunglückte tödlich, einer starb nach Kriegsende in Mauthausen, und ein Fall ist ungeklärt. Drei wurden hingerichtet, alle übrigen wurden in deutscher Haft ermordet. Von den niederländischen Kollaborateuren der Gestapo, die beigetragen hatten, ihre Landsleute ans Messer zu liefern, wurden zwei nach dem Krieg zum Tode verurteilt und hingerichtet, zwei weitere erhielten langjährige Haftstrafen, ein fünfter beging in seiner Gefängniszelle Selbstmord. Die beiden deutschen Hauptakteure in diesem schmutzigen Spiel wurden nach dem Krieg zwar kurzfristig inhaftiert, aber nicht angeklagt und anschließend mühelos entnazifiziert, sodass sie in ihr früheres Berufsleben zurückkehren konnten.“
Patrik von zur Mühlen, FES: Archiv für Sozialgeschichte Online, 45 (2005)
„Die Herausgeber waren Referenten der im November 2001 in Berlin von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand und dem Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes gemeinsam veranstalteten Tagung, deren überarbeitete Referate hier abgedruckt werden. Dort wurden Zwischenergebnisse des Forschungsprojektes ‚Fallschirmagenten der UdSSR im Zweiten Weltkrieg’ vorgestellt. Zugleich wurden weit über dieses Projekt hinausreichende Fallstudien präsentiert. (…) Ungeachtet der höchst sorgfältigen und systematischen Darstellungsweise ist Hans Schafraneks Beitrag ‚Unternehmen ‚Nordpol’ – Das ‚Englandspiel’ der deutschen militärischen Abwehr in den Jahren 1942–1944’ zu einem ‚Krimi’ geraten. Dieses zu den erfolgreichsten Operationen der deutschen Geheimdienste zählende Funkspiel mit der englischen Abwehr ist zwar schon kurz nach dem Krieg bekannt geworden, aber erst jetzt durch Schafranek historisch-kritisch dargestellt, unter umfänglicher Auswertung niederländischen und britischen Materials. Er macht sichtbar, mit wieviel Patriotismus und Opferbereitschaft sich Niederländer unterschiedlichster Herkunft der niederländischen Sektion des britischen Geheimdienstes für den Einsatz in den Niederlanden zur Verfügung stellten und wie wenig die Vorbereitung und Durchführung ihres Einsatzes durch den britischen Dienst dem Risiko gerecht wurde, das sie auf sich nahmen.“
Wilhelm Mensing, Zeitschrift des Forschungsverbunds SED-Geschichte, 17/2005
„Anliegen der Herausgeber war es (…), diese Form des Widerstands auf der Basis neuen, zum Teil erst nach der Öffnung von Archiven der ehemaligen Sowjetunion (…) zugänglichen Quellenmaterials vom Geruch des Romanhaften und Abenteuerlichen zu befreien. Das ist gelungen (…). In der Bundesrepublik galten die Fallschirmagenten lange Zeit als Vaterlandsverräter, zusätzlich behaftet mit dem Stigma der Emigranten, die es angeblich so viel bequemer hatten als das Not leidende deutsche Volk und die im Land verbliebenen Widerstandskämpfer. Vielleicht trägt dieses Buch ja dazu bei, dem ‚Widerstand von außen’ die ihm gebührende Anerkennung zuteil werden zu lassen“.
Christine Kanzler, Falter, 10.9.2004
„Dass man Widerstand, Kollaboration und nachrichtendienstliche Aktivitäten gerade in einem so polykratischen und zugleich total beherrschten Gebilde wie dem Nationalsozialismus zusammendenken muss, zeigen die einzelnen historischen Beiträge in dem von Hans Schafranek und Johannes Tuchel herausgegebenen Band Krieg im Äther.“
Falter Buchbeilage Bücherherbst 04, 8.10.2004
„Aus den Beiträgen ist ersichtlich, dass nicht nur die Sowjets Fehler beim Einsatz von Agenten machten, sondern auch die britischen Dienste. Gleichzeitig wird durch die spannend geschriebenen Texte deutlich, dass es doch nicht so wenige waren, die auf ihre Weise versucht haben, Widerstand zu leisten.“
Alexandra Föderl-Schmid, Der Standard, 20.7.2004
„Der Leser wird nicht nur in die Struktur und Wirksamkeit verschiedener Spionageapparate eingeführt, sondern wird dabei auch viele romantische Klischeevorstellungen los, die von der Belletristik und von manchem Sachbuchautor genährt wurden. Darüber hinaus wird mit der Darstellung einer Fülle von Schicksalen klar gemacht, dass im kritisch gesehenen Metier weniger die ‚Action’ beeindruckt als die deren Trägern abgenötigte Belastung. Manchmal verfließen die Konturen von Agententätigkeit und politischer Widerstandshandlung, was Wertungen nicht eben vereinfacht.“
Hugo Pepper, Bücherschau, 1.12.2004
„Der Sammelband widmet sich dem komplexen Geschehen rund um Widerstand und Spionage im Zweiten Weltkrieg. In vierzehn Beiträgen untersuchen deutsche, russische und österreichische Historiker das Zusammenwirken von antifaschistischem Widerstand in Deutschland und alliierten Nachrichtendiensten, den Einsatz von Fallschirm- und Funkagenten hinter der Front und die Diversionsarbeit der Geheimdienste.“
Urs Rauber, Neue Zürcher Zeitung, 5.9.2004
„Molto spazio viene dedicato alle trasmissioni radio come centro della battaglia, con il racconto dei piu famosi depistaggi della seconda guerra mondiale. Ne emerge che l’errore fu sempre un rischio altissimo: i servizi segreti, anche quelli sovietici, sbaglarono parecchio, con conseguenze molto gravi. E per non lasciare il filone avventuroso del tutto fuori dalla porta, il volume riporta anche una storia dei comunisti tedeschi mandati dai sovietici a fare le spie.“
Millenovecento, 1.9.2004
„Die Verflechtung von Spionage- und Widerstandsaktivitäten in den besetzten Niederlanden analysiert Hans Schafranek (Wien) in seinem Aufsatz über das sogenannte ‚Englandspiel’, bei dem es der Abwehr und Sicherheitspolizei Den Haag gelang, mittels entschlüsselter Funkcodes im Namen gefangener niederländischer Agenten zwei Jahre hindurch zahlreiche ‚Funkspiele’ mit der SOE (britischer Geheimdienst) durchzuführen und viele weitere Funk- und Fallschirmagenten zu ergreifen. Ich habe diesen Sammelband, an dem 14 Autoren mitgewirkt haben, fasziniert gelesen und kann ihm nur eine möglichst weite Verbreitung wünschen.“
Karl Pfeifer, haGalil. com, 22.3.2004 (auch in: „Die Jüdische“, 28.8.2004)
„Der Band ist ein wichtiger Baustein zu der – aus begreiflichen Gründen – bislang unaufgearbeiteten – Geschichte des Kampfes um die Freiheit, jenseits aller Räuberromantik eines Agententhrillers.“
Wiener Geschichtsblätter, 02/04, 1.6.2004
„Vorgelegt wird von den Herausgebern Hans Schafranek und Johannes Tuchel ein Sammelband von 14 Einzelbeiträgen über Widerstand und Spionage im Zweiten Weltkrieg (…) Im Speziellen geht es um die Fallschirmagenten, die im Hinterland des Nazi-Imperiums im Kontakt mit der Résistance Informationen sammeln und/oder Sabotageakte verüben sollten.“
Kleine Zeitung, 4.10.2004
„Erhellender Informationsband über ein komplexes Thema (…).“
Ingrid Kohlmeyer, ekz-Informationsdienst, 26/04, 1.7.2004